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Diesmal hat es noch länger gedauert als sonst, den Koffer auszupacken. Ich könnt's auf den Jetlag schieben. Oder darauf, dass unsere neuen Nachbarn gerade an diesem Wochenende ihre Einweihungsparty gefeiert haben (auf dem Zettel an der Haustür stand: "Wanna get fucked up? 4th floor!" Ja, sie sind 20. Ja, sie haben einen entsetzlichen Musikgeschmack. Ja, ich werde mich rächen - mit ABBA) und ich davon nicht weniger müde wurde. Oder auch darauf, dass es sowieso zu kalt war, um irgendwas anderes machen zu wollen, als mit einer Wärmflasche auf dem Bauch im Bett zu liegen, Decke überm Kopf. Aber eigentlich weiß ich, dass ich mich nach drei Wochen Australien nicht dazu aufraffen konnte auszupacken, weil ich am liebsten noch drei Wochen länger geblieben wäre - obwohl ich mich sehr auf Zuhause gefreut hab.

Als ich mein melancholisches Gejammer - Warum ist es soooo kalt? Warum ist es soooo dunkel? Warum müssen unsere neuen Nachbarn Techno mögen? - nicht mehr ertragen hab und stattdessen damit anfing, die Lagen aus dem Koffer auseinander zu sortieren, war ich gleich wieder ein stückweit dort. Oben lagen die Badetücher, die mit uns an jedem Strand waren. Drunter lag der neue Bikini. Dann die löchrige Jeansshorts, die ich gekauft habe, obwohl ich vor Australien nie vorhatte, eine zu besitzen. Es hat nur einen Tag am Strand mit Badetuch, Shorts und Bikini gedauert, mich in den australischen Stil zu verknallen, der in etwa so ist wie die Leute selbst: Unangestrengt. Lässig. Auf eine charmante Art abgerockt. Jedenfalls bis es dunkel wird. Ich habe noch nie so viele gut gekleidete Frauen gesehen wie an einem Abend in Sydney. Kann dran liegen, dass sie dort unten so viele tolle Labels haben, dass man sich schon sehr anstrengen müsste, schlecht auszusehen. Ich wusste jedenfalls gar nicht, was ich zuerst kaufen wollte. Zum Glück war gerade Sale.

Ganz unten im Koffer war dann übrigens noch Sand aus Bondi. Ich hoffe, ich kann das Gefühl dort zu sein noch so lange warm halten, bis es Zeit wird, die neuen Sachen anzuziehen - also circa in sechs Monaten.

Und hier hab ich mein Geld ausgegeben:

Gorman
Das Lieblingslabel meiner Freundin Sidsel, die letztes Jahr nach Melbourne gezogen ist. Darauf bin ich auch neidisch, weil Gorman einen Laden gleich bei ihr um die Ecke hat. Einmal drin und ich konnte mir vorstellen, jeden der phantastischen Prints zu tragen, für die das Label bekannt ist. Raus gekommen bin ich mit einem sensationellen Paar Plateausandalen. Sensationell auch deshalb, weil den Absätzen nicht mal das Berliner Kopfsteinpflaster was anhaben wird. Ha!

Zimmermann
Wer einen Bikini sucht, geht zu Zimmermann. Auch wer man keinen Bikini sucht, wird man bei Zimmermann einen finden. Und das glamouröse Drüber für die Party nach dem Strand gleich dazu. Ich hatte mein Auge auf ein mangofarbenes Seidenkleid geworfen - das es leider nicht mehr in meiner Größe gab.

Manning Cartell
War dann aber egal, als ich einen Tag später bei Manning Cartell DAS perfekte Kleid fand. Ich hatte mir vorgenommen, in Sydney in den Laden zu gehen, nachdem meine Freundin Julia in einem Kleid von Manning Cartell an Sylvester so phänomenal aussah wie man an Sylvester aussehen will. Ich hätte trotzdem nicht ahnen können, dass ich für fast alles in dem Laden mein Rückflugticket verpfändet hätte. DAS Kleid war dann aber sogar das erste in der Umkleide. Im Bild oben hängt es noch auf der Kleiderstange. Könnt ihr raten, welches?

Bonds
Muss man wirklich nach Australien fliegen, um Unterwäsche zu kaufen? Natürlich nicht. Aber wenn man schon mal da ist, wär man schön blöd, nicht so viel von Bonds zu kaufen, wie in den Koffer passt. Gibt keine bessere Wäsche.

Citta Design
Genau genommen ein neuseeländisches Label. Machen trotzdem die Strandtaschen, mit denen man sich an Bondi und jedem anderem Strand auf der Welt sehen lassen kann. Und ziemlich viel anderes hübsches Zeug für zu Hause.

Soludos
Das sind die Espadrilles, die man am Strand zur Tasche trägt.

Búl
Ich weiß nicht, was Australien mit mir angestellt hat, aber ich, die sonst vor allem Schwarz trägt, hätte ständig Sachen in Farben wie Zartrosa kaufen können. Mit Blumenmuster. Besonders von dieser Designerin aus Melbourne.

Sportsgirl
Das australische Topshop. Nebenbei findet man hier die Strandtücher, die man dämlicherweise in Deutschland vergessen hat.

Country Road
Bei Country Road findet man alles andere Nützliche, das man sonst noch vergessen hat. T-Shirts zum Beispiel. Oder einen Strohhut. Ein unkompliziertes Baumwollkleid.

Sass & Bide
Wäre ich die surfende Frontfrau einer Rockband (eine rockende Surffrau?), würde ich nur Sass & Bide tragen.

Camilla and Marc
Als ich bei Camilla and Marc ankam, war das Budget leider schon erschöpft. Ich fang dann mal an, auf die (gesamte) Winterkollektion zu sparen...

Wenn man nach Australien reist, hat man vermutlich mehr als einen Tag Zeit, einkaufen zu gehen. Aber nur für den Fall, dass man mal in Sydney ist und wirklich nur ein paar Stunden hat: Glenmore Road in Paddington, wo Zimmermann direkt neben Manning Cartell einen Laden hat und man gleich auch noch bei Kirrily Johnston, Marnie SkillingsBorn in June eine handvoll Dollar lassen kann.


Marlene

6 Kommentare:

  1. Ach Okka, dein Artikel bringt mein ohnehin chronisches Australienfernweh zu Tage, dabei bin ich gerade, ähnlich wie du, beschäftigt damit, meinen Ich-wollte-noch-gar-nicht-von-Florida-heimfahren-Blues zu bekämpfen, und das nicht nur mit wunderschönen Erinnerungen (Sand! Muscheln! Einkäufe! Bilder!), sondern auch mit Grippemitteln. Ich finde jedenfalls, dass Urlaubsvorfreude und Urlaubserinnerungen zwei zentrale Bestandteile jedes Jahres sind und entsprechend gehegt werden sollten. In diesem Sinne würde ich mich auch über ein paar Down-Under-Urlaubsfotos freuen. Wo wart Ihr denn überall? LG aus Wien, Andrea

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    1. Liebe Andrea, ich glaube, Okka hätte gewiss nichts dagegen, gerade drei Wochen in Australien gewesen zu sein. Aber ich war's, die dort war. Und die nun gegen die Melancholie anschreibt (wenn auch nicht gegen die Grippe ankämpfen muss. Ich wünsch dir gute Besserung!). Wir waren in Melbourne und Sydney und wenn du ein paar Fotos von dieser Reise sehen magst, findest du sie hier, auf spruced.us Liebe Grüße!

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  2. Oh Marlene, ich muss dich vorwarnen. Du wirst enttäuscht sein. Bikini und Löcherjeansshorts passen hervorragend in Gegenden mit warmem Strand (nicht nur in Australien). Aber leider nicht in einen deutschen Kleinstadtgarten.
    Ok, es war im Pott, wo sowieso IMMER die Westfalensonne plätschert, auch nachts - aber in einem wahrhaft sonnigen Moment.
    Ok, es war ein Stadtpark, also öffentlich - aber mit Kinderplanschlandschaft drin.
    Ok, ich war schon Mama - aber immer noch bikiniknackig.
    Trotzdem waren die Blicke auf die Jeansreste und meine (eigentlich nicht ganz unansehnlichen) Beine tötlich. Da half ja dann auch die über geworfene Bluse nichts mehr und auf den flachen Mädchenwaschbrett-Bauch waren eh alle nur neidisch (boah eh, was hatte mich das Ding Mühe gekostet).

    Wenn du dann also WIRKLICH wieder hier angekommen bist, überleg dir gut, ob du die wunderschönen Erinnerungen von deutschen Neidblicken kaputt machen lassen willst. Flieg lieber im nächsten Winter wieder rüber.

    Hihi, Einkaufen in fernen Ländern ist immer maßlos!!! Bei mir auch. Man könnte alles ja auch zu Hause kaufen, ähm, so ähnlich. Aber die Kirschen in Nachbars Garten sind immer süßer, IMMER. Das Phänomen mit leerem Koffer hin und mit vollem zurück kenne ich auch gut.

    Komm gut wieder hier an, auch mit dem Kopf! Grüße! N.

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  3. Also, wenn ich die Sachen gekauft habe, um sie nur wieder in Australien zu tragen, wäre das wirklich ein verdammt teurer Einkaufstrip gewesen. Deshalb: DAS Kleid (und alles andere auch) werde ich ganz sicher nächsten Sommer tragen. Von mir aus auch in einem Berliner Stadtpark. Aber nach Australien muss ich trotzdem noch mal...

    Ich nenne Geld überall anders "Urlaubsgeld", wie eine erfundene Währung, deren Ausgabe auf den Kontostand keinen Einfluss hat. So lässt es sich noch leichter ausgeben. Und zu Hause, zu Hause kommt man spätestens dann wieder an, wenn die nächste Kreditkartenrechnung kommt.

    Liebe Grüße!

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  4. Oh - Nachbarn die Techno mögen :-) Na dann stell mich mal auf was ein - die kommen dann gern Sonntag Morgens um acht nach Hause - um dort lautstark weiterzufeiern!

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  5. Ich möchte jetzt sofort nach Australien und ungefähr ALLES kaufen! So sieht´s aus!

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