CANDLES – MIXTAPE NO. 7


Ein paar Lieder für den Herbst. HIER anzuhören, falls euch gerade auch danach ist.

1) City and Colour: The Girl
2) Bon Iver: Skinny Love
3) Neil Halstead: Spin the Bottle
4) Daughter: Candles
5) Sarah Jaffe: Clementine
6) The Honey Trees: To Be With You
7) The Narrative: Eyes Closed
8) Bombay Bicycle Club: You Already Know
9) The Paper Kites: Bloom
10) Emily and The Woods: Steal His Heart
11) Wolf Larsen: If I Be Wrong
12) Surfjan Stevens: Concerning The Ufo Sighting Near Highland, Illinois
13) Iron & Wine: Such Great Heights

MITTWOCHSKUCHEN, ZWEI BAISERS UND EIN GUTES BUCH


Als wir im Frühjahr in Paris waren, habe ich für Fanny ein Kinderkochbuch gekauft, das den schönen Titel „Meine Mittwochskuchen” trägt und hinreißend ist. Weil es fast nur mit Illustrationen auskommt. Und weil man darin Rezepte findet, die gegen Fernweh helfen, für Madeleines zum Beispiel oder für Chouquettes, diese kleinen, mit Hagelzucker bestreuten Windbeutel, die wir immer in der Bäckerei gegenüber unserer Wohnung gekauft haben). Ich mag dieses Buch aber auch für die Idee, den Mittwoch zu feiern. (In Frankreich hat das Mittwochskuchenbacken wohl Tradition, wie eine Freundin mir erzählte und hier jemand kommentierte, weil die Kinder am Nachmittag schulfrei haben). Gerade wenn viel los ist und bei uns ist gerade irgendwie immer viel los. Mal einen Nachmittag in der Küche zu verbringen, mit etwas Süßem, einem Kaffee oder Kakao und einem guten Buch. 

Mit Baisers zum Beispiel und Steffis neuem Buch. Nachdem mein Vorrat an Schokoladenbaisers genau für einen Tag gereicht hat, habe ich letzten Mittwoch die Variante aus „Herzlich Willkommen” ausprobiert: mit Vanillesahne, Schokoladensoße und Physalis (mein Ersatz für die im Rezept verlangten Kirschen). Himmel, sind die gut. Wie sagte Nelja neulich so schön auf Instagram? „Gut gegen und für alles”. Hier sind beide Rezepte: für die einfachen Schokoladenbaisers der BBC und für die luxuriösen Pavlovas von Steffi. Dazu ein Blick in „Herzlich Willkommen” – ein Buch, das mir Lust gemacht hat, mal wieder ein großes Essen für Freunde zu kochen. Oder in Ruhe mit einer Freundin zu kaffeesieren (wie meine Mama es immer nennt). Vielleicht nächsten Mittwoch? 


SCHOKOLADENBAISERS 

Zutaten
3 Eiweiß
150g Zucker
50g gute, dunkle Schokolade, fein gehackt
2 TL Kakao

* Den Ofen auf 140°C vorheizen.
* Ein Backblech mit Backpapier auslegen.
* Das Eiweiß in einer fettfreien, trockenen Schüssel mit einem Handmixer aufschlagen bis es allmählich schaumig wird.
* Nach und nach den Zucker dazu geben bis der Eischnee so fest wird, dass man die Schüssel umdrehen kann.
* Vorsichtig die Schokolade und den Kakao unterheben.
* Mit einem Esslöffel größere runde Portionen auf dem vorbereiteten Blech formen und für ca. 40 Minuten bei 140°C im Ofen trocknen lassen.


MINI-PAVLOVAS MIT VANILLESAHNE, PHYSALIS UND SCHOKOLADENSOSSE 
(nach einem Rezept aus „Herzlich Willkommen” von Stefanie Luxat)

Zutaten
Für die Baisers:
3 Eiweiß
150g Puderzucker

Für die Schokoladensoße:
100g Edelbitterschokolade
200g Sahne
20g Butter

Für die Vanillesahne:
1 Vanilleschote
200g Sahne
1 EL Zucker

400g Physalis (oder im Sommer: frische Kirschen – wie im Originalrezept)

* Den Ofen auf 110°C vorheizen.
* Die Eiweiße mit dem Puderzucker langsam im Standmixer verrühren, bis es keine Klümpchen mehr gibt. Dann auf höchster Stufe so lange schlagen, bis die Masse steif ist und schön glänzt.
* Auf einem Backblech mit Backpapier kleine runde Portionen verteilen und bei 110 Grad 1 Stunde lang trocknen lassen, dabei einen Löffel in die Backofentür stecken, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.
* Für die Schokoladensoße die Schokolade in grobe Stücke brechen und zusammen mit der Sahne im Wasserbad schmelzen. Immer schön mit dem Schneebesen rühren, bis die Masse homogen ist. Dann die Butter schnell unterrühren. Die Schokoladensoße beiseite stellen.
* Für die Vanillesahne das Mark der Vanilleschote auskratzen. 
* Sahne mit Zucker und Vanillemark steif schlagen. Auf den abgekühlten Baiserschalen verteilen.
* Die Physalis auf den Pavlovas mit der Sahne anrichten und die Schokoladensoße darüber träufeln (in meinem Fall eher: gießen).

Die Baisers lassen sich übrigens gut vorbereiten – trocken verpackt halten sie einige Tage. Und mit dem übrig bleibenden Eigelb könnte man Mayonnaise, Nudelsalat oder Spaghetti Carbonara machen.

Jetzt noch ein Blick in Steffis Wohnbuch „Herzlich Willkommen”, das vom Gastgeben handelt, von Tischdekorationen für die verschiedensten Anlässe (ob es nun ein Essen zu zweit, eine Hochzeit, ein Kindergeburtstag oder Weihnachten ist), aber auch erfahrene Gastgeber nach ihren Tipps und Rezepten fragt oder danach, mit welchem Drink man seine Gäste zum Tanzen bringt. So viele Ideen, so viele Anregungen, so sensationell schöne Bilder. Aber schaut doch selbst:




















Fotos: 1-3: Slomo, 4: Callwey Verlag, 5+6+7: Bernd Ebsen, 8: Brita Sönnichsen, 9: Our Food Stories. Video: Einblick in mein neues Buch „Herzlich Willkommen – mit Gästen Zuhause, Tischdekoration & kreative Ideen” from Stefanie Luxat.

„Herzlich Willkommen” von Stefanie Luxat, Callwey Verlag, 192 Seiten, 29,95 Euro.
Herzlichen Glückwunsch zum vierten (!) Buch, liebe Steffi!

UND WIE MACHST DU DAS, MARCELLA?
EIN MUTTERFRAGEBOGEN


Heute mal wieder ein neuer Mutterfragebogen. Beantwortet hat ihn Marcella, die in einem Dorf bei Bremen wohnt und auf ihrem Weblog „Anders und doch normal” vom Leben mit ihrem Sohn Evan schreibt.

Name: Marcella
Alter: 32
Mutter von: Evan (4)
Stadt: ein Dorf bei Bremen

Wie ist bei dir die Kinderbetreuung organisiert?
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mittlerweile zum Glück sehr gut. Mein Sohn Evan ist vier Jahre alt und geht in einen heilpädagogischen Kindergarten. Er ist mit einem sehr schweren Herzfehler auf die Welt gekommen und hat schon einige Operationen hinter sich bringen müssen. Zudem haben wir mit drei Jahren die Diagnose „Frühkindlicher Autismus” erhalten. Er spricht fast gar nicht und sieht das Leben aus einer ganz besonderen Sicht. In Evans Welt gehören alle Gitarren – oder was ihnen ähnlich kommt, wie Bratpfannen, Klobürsten oder Handfeger – ihm. Eine Welt, in der es nur Laugengebäck und Nudeln gibt. Eine Welt, in der die Reihenfolge der Autos eine größere Rolle spielt als die Autos selbst. Eine Welt voller Kikaninchens und Gummibären. Eine Welt, in der Musik eine große Rolle spielt. Evans Welt. Diese besondere Welt mit dem realen Alltag organisatorisch unter einen Hut zu bekommen, ist relativ schwierig. Zum Glück geht Evan sehr gerne in den Kindergarten und freut sich jeden Morgen aufs Neue, wenn unser lieber Busfahrer ihn von zu Hause abholt. Ich arbeite halbtags, manchmal auch am Nachmittag. Mittlerweile habe ich ein sehr gutes Netzwerk. Einmal die Woche kommt Elisabeth vom ambulanten Kinderhospizdienst und betreut Evan am Nachmittag, und einmal die Woche verbringt Evi von „Gemeinsam  e.V.” einen Nachmittag mit ihm. Evan hat auch ganz wunderbare Großeltern, die sich gerne und viel um ihn kümmern, so dass ich am Wochenende auch mal etwas alleine unternehmen kann.

Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
Ich arbeite 25 Stunden die Woche als Fremdsprachenkorrespondentin an der Uni Bremen. Meistens am Vormittag, aber hin und wieder bin ich auch am Nachmittag bei der Arbeit anzutreffen. Mir ist meine Arbeit sehr wichtig. Ich habe lange in Brüssel gelebt und gearbeitet und war in meinem Job sehr glücklich. Aus Brüssel ist mittlerweile ein kleines Dorf bei Bremen geworden, und auch beruflich musste ich mich sehr verändern. Ich konnte früher in meinem Beruf sehr viel reisen und verschiedene Veranstaltungen der Europäischen Kommission und des Europaparlamentes besuchen. Ich habe im Bereich Public Affairs (Öffentlichkeitsarbeit) für eine schwedische Firma gearbeitet. Früher stand mein beruflicher Werdegang an erster Stelle. Heute ist es Evan. Nichtsdestotrotz möchte ich die Arbeit nicht missen, denn das ist mein Ausgleich. Sonntagabends denke ich nicht „Oh nein, morgen ist schon wieder Montag”, ich freue mich und fahre jeden Morgen mit einem Lächeln zur Arbeit. Ich glaube, wenn ich diesen wichtigen Ausgleich nicht hätte, würde ich den Alltag mit meinem Sohn nicht meistern. 


Wieviel Zeit hast du für dich – jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Ich habe mittlerweile gelernt, mir meine Inseln zu schaffen. Das sind manchmal nur kleine Momente. Auf dem Spielplatz in der Sonne zu sitzen und dabei Sushi zu essen und einen Sekt aus der Dose zu trinken. Ich nehme auch gerne weite Autofahrten in Kauf, um einen verlassenen Spielplatz oder ein Waldgebiet zu finden. Sich Inseln zu schaffen und zu haben ist lebenswichtig. Mittlerweile habe ich auch gelernt, mir meinen Raum – auch mit Evan – zu nehmen. Was ich früher als „mich aufgeben” empfunden habe, ist mehr zu einer Art Hingabe oder Aufgabe geworden. Mit Evan zusammen ich selbst zu bleiben, musste ich erst lernen, und ich lerne immer wieder dazu. Durch die tolle Unterstützung, die ich mittlerweile erhalte, kann ich meiner großen Leidenschaft nachgehen: dem Reiten. Zudem habe ich auch noch eine zweite Leidenschaft entdeckt: das Bloggen. Ich habe seit einigen Wochen einen Blog, in dem ich über unseren einzigartigen Alltag berichte.


Wie sieht euer Alltag aus?

Es ist oft schwierig zu beschreiben, wie Evans Autismus-Erkrankung unseren Alltag bestimmt. Wenn ich ihn ansehe, sehe ich nicht die Erkrankung, sondern ein einzigartiges und besonderes Kind mit einzigartigen und sehr besonderen Bedürfnissen. Heutzutage ist es allerdings schwierig, diese Bedürfnisse ausleben zu können und in unseren Alltag zu integrieren. Evan liebt sein Gummibärchen und seine Kikaninchen. Meistens sind sie mit dabei, wenn wir das Haus verlassen. Manchmal muss aber auch noch das Bobbycar oder sein Laufrad mit, sonst können wir nicht losfahren. (Es gibt Tage, da können wir wirklich nicht losfahren, weil ich Evan nicht überreden kann, in seinen Kindersitz zu gehen). Das Auto ist also eigentlich schon vor dem Einkauf voll (ich habe einen Kleinwagen). Wenn der Rehabuggy dann auch noch im Kofferraum ist, sieht es schon fast so aus, als ob wir in Urlaub führen. Evan und ich haben einen Lieblingswald, in dem wir sehr gerne spazieren gehen oder Evan Laufrad fährt. Leider dürfen wir immer nur den gleichen Weg gehen. Seit knapp zwei Jahren.

Evan schwimmt sehr gerne. Er liebt Wasser. Egal welches, ob See, Fluss, Pfütze, Teich oder Regentonne. Wenn er Wasser sieht, will er hineingehen. Leider lassen ihn meine Argumente, nicht in jedes Gewässer zu jeder Jahreszeit gehen zu können, kalt. Ich habe ihn schon aus etlichen Teichen oder Regentonnen holen müssen. Evan schmeißt auch mit Vorliebe Gegenstände in die Luft oder von der Treppe, ganz egal, wo wir sind. Am liebsten mag er zerbrechliche Gegenstände, weil die so schön laut sind, wenn sie den Boden berühren. Meine Heißklebepistole ist mittlerweile mein bester Freund geworden. Ich glaube, es gibt fast keinen Dekogegenstand mehr, der nicht geklebt worden ist, und das sieht man ihnen leider auch an. Neuerdings hat er auch das Autofenster für sich entdeckt. Nachdem Evan auf der Autobahn angefangen hatte, Gegenstände aus dem Fenster zu werfen, habe ich sehr schnell erkannt, dass ich meine Fensterkurbel abbauen muss. Evan ist, was seine Freunde betrifft, nicht gerade zimperlich. Meistens laufen sie vor ihm weg. Leider mag er dieses Spiel und freut sich, wenn sie schreien. Evans Lieblingsgebärde ist fertig. Er ist allerdings der festen Überzeugung, dass auch wirklich alles gleich – sofort – fertig sein muss, wenn er diese Gebärde benutzt. Die Gebärde Warten kennt er noch nicht. Anstehen und Warten existieren in Evans Welt nicht. Eigentlich bestimmt der Autismus unser ganzes Leben. Der Autismus gehört zu Evan. Es ist unser Leben und nicht nur eine Diagnose. Es ist der Alltag, der mich und Evan immer wieder aufs Neue fordert. In einer Welt zu bestehen, die nicht autistengerecht ist.

Hast du dir das Muttersein so vorgestellt, wie es ist? Was hast du dir anders vorgestellt?
„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet”: Dieser Spruch von Joseph Campbell begleitet mich jetzt schon seit einiger Zeit – eigentlich seit dem Tag, als ich von Evans Herzfehler erfahren habe. Durch seine Herzdiagnose und seinen Autismus hat sich mein Leben von heute auf morgen geändert. Jetzt werden viele Eltern mit gesunden Kindern sagen, dass jeder, der Kinder hat, diese Einschränkungen kennt und hat. Und das stimmt auch. Allerdings sind sie mit einem behinderten Kind viel einschneidender. Oftmals hat man das Gefühl, dass man sich komplett aufgeben muss. Und ich glaube, dass passiert auch zum Teil. Früher hatte ich die Vorstellung, dass sich mein Kind an mein Leben anpassen muss und nicht andersherum. Ich habe mich mit meinem Kind schon auf tollen Konzerten gesehen (mit riesigen Kopfhörern versteht sich). Museen besuchen, zusammen auf Reisen gehen, einfach gemeinsam die Welt entdecken. Reisen könnte ich jetzt nach Schweden in ein einsames Landhaus, und bei unserem letzten und einzigen Museumsbesuch hat Evan einem ausgestopftem Tier den Kopf abgerissen. Seine Kinderpsychologin sagte einmal etwas sehr Ehrliches zu mir: „Ihr Kind wird ihr Leben bestimmen und nicht andersherum.” Damals wollte ich es nicht wahrhaben, aber sie hatte recht. In erster Linie bestimmt Evan, was wir wann, wo und vor allem WIE machen. Natürlich gibt es Regeln und ich entscheide, wann wir einkaufen gehen, aber seine Autismus-Erkrankung bestimmt unser ganzes Leben und ganz besonders unseren Alltag.

Manchmal überkommt es mich, und ich reiße voller Elan und Enthusiasmus das Ruder an mich – ich fahre in eine Shopping Mall oder gehe in ein völlig überfülltes Freibad – um es dann wieder ganz schnell abgeben zu können. Viele meiner Freundinnen oder sogar Evans Therapeuten fragen mich, warum ich mir diesen Stress immer wieder antue und nicht einfach mit ihm zu Hause bleibe. Aber ich möchte mich nicht völlig zurückziehen. Auch wenn gewisse Situationen stressig sind, überwiegt noch immer der Moment. Und solange das so bleibt, werde ich auch weiterhin nach Italien in den Urlaub fahren und nicht nach Schweden.

Trotz all dieser Einschränkungen könnte ich mir mein Leben mittlerweile nicht mehr anders vorstellen. Durch Evans Erkrankung habe ich einzigartige und ganz besondere Menschen kennengelernt, die ich mit einem gesunden Kind nie kennengelernt hätte und dafür bin ich sehr dankbar. Ich wurde schon oft gefragt, ob ich mir nicht ein gesundes Kind wünschen würde. Ich kann diese Frage gar nicht beantworten. Natürlich würde ich mir wünschen, dass Evan gesund ist. Aber so ist es nun einmal nicht. Und sich sein Kind anders vorzustellen? Das kann und will ich nicht!


Hast du das Gefühl, dass die Gesellschaft, die Politik, Menschen mit behinderten Kindern ausreichend unterstützt? Was müsste deiner Meinung nach besser werden?

Meinem Sohn sieht man seine Behinderung nicht an. Evans Behinderung wird oft als ungehorsam oder einfach nur als frech abgestempelt. Egal, ob ich einkaufen, auf den Spielplatz, zu einer Hochzeit, in die Stadt, ins Café oder ins Schwimmbad gehe. Überall fallen wir auf und werden gleich erkannt. Erkannt als nicht ins System passende Menschen. Ich muss zugeben, dass das auch nicht schwer ist. Wir betreten einen Raum und es wird schlagartig laut bzw. lauter. Evan bleibt nicht an der Hand und ist generell sehr schwer lenkbar, wenn viele Leute um ihn herum sind und er keine Begrenzung mehr hat. Ich habe fast immer unseren Hilfsbuggy dabei, allerdings kann ich ihn mittlerweile nicht mehr so oft überreden, sich freiwillig dort hineinzusetzen und bei fast 20 Kilo Gewicht ist es ohne seine Zustimmung nicht einfach, ihn dort hineinzusetzen. Evan kann kaum bzw. gar nicht sprechen. Er lautiert sehr viel und versucht auch nachzusprechen, oftmals versteht er aber die Bedeutung des Wortes nicht. Wir haben also fast keine Möglichkeit zu kommunizieren, außer unsere Gebärden und Bildkarten. Bis jetzt versteht Evan ein paar einzelne Gebärden sowie Bildkarten.

Mit Evan an normalen Gruppenaktivitäten teilzunehmen ist außerordentlich schwierig, weil er sich einfach anders verhält. Dieses Verhalten erfordert viel Verständnis und Toleranz. Das Thema Inklusion ist für mich schwierig. Meistens hört es sich in der Theorie sehr gut an, im alltäglichen Leben kann ich es aber leider nicht ausleben. Wenn ich ehrlich bin, ist es mir schlichtweg zu anstrengend oder zu anstrengend geworden. Ich ziehe Sportgruppen für Behinderte oder Behindertencafés mittlerweile vor, dort fühle ich mich wohler. Das mag nicht richtig sein. Ich finde Inklusion toll und richtig, wenn sie funktioniert. Ich merke, dass Mitmenschen auf Personen mit gut sichtbarer Behinderung anders reagieren als auf Menschen, bei denen man es nicht sofort erkennt. Ich kann nachvollziehen, dass es am Anfang irritierend und schwierig nachzuempfinden ist, aber ich kann und möchte mich nicht ständig rechtfertigen. Ich lebe mit Evan alleine. Es erfordert höchstes Organisationstalent, alle Termine, den Haushalt, die Therapien und meinen Beruf unter einen Hut zu bekommen. Ich würde mir von der Politik mehr Unterstützung bezüglich der Kinderbetreuung wünschen. Zudem habe ich bis dato auch noch keinen Sportverein gefunden, der Evan aufnehmen könnte bzw. würde und das macht mich traurig. Abschließend möchte ich erwähnen, dass wir trotzdem noch gerne einkaufen, ins Schwimmbad oder ins Café gehen. Evan und ich lieben das Leben, denn das Leben ist schön!


Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, das du vorher nicht wusstest? 

Wie bedingungslos, ehrlich und rein Mutterliebe ist.

Ein Gegenstand deiner Kinder, den du ewig aufbewahren wirst?
Evans Gitarrensammlung – inklusive Klobürste, Handfeger und Bratpfannen.

Vielen herzlichen Dank, Marcella. Alle anderen Mutterfragebögen sind hier nachzulesen.

EIN (EINFACHES) KISSENSPRAY


Manchmal würde ich gerne meinen Kopf abschalten. Gerade vorm Einschlafen, wenn er nicht aufhört, herumzurattern und nachzudenken, über Wichtiges und Unwichtiges, über gestern und heute und morgen, über Klein- und über Großkram. Meistens hilft lesen (gerade dieses Buch). Mit einem Kissenspray wollte ich es aber auch mal probieren. Das kann man viel einfacher machen, als ich dachte – und es duftet herrlich. Anleitungen gibt es im Internet einige, ich habe eine Variante von „Apartment Therapy” auf 150 ml Flüssigkeit herunter gerechnet. Dafür braucht man:

* Eine Sprühflasche (falls ihr nicht noch eine alte übrig habt, bekommt man die zum Beispiel in der Apotheke)
* 120 ml destilliertes Wasser
* 30 ml Wodka
* Ätherische Öle (ganz nach Geschmack), zum Beispiel Lavendel- und Orangenöl

Als Erstes das destillierte Wasser mit dem Wodka vermischen (ich habe dafür ein altes Marmeladenglas genommen). Dann tropfenweise die Öle dazu geben – da habe ich mich einfach herangetastet, mit wenigen Tropfen angefangen und so lange nachdosiert, bis es mir gefallen hat. Für meine erste Mischung habe ich 12 Tropfen Lavendelöl und 12 Tropfen Orangenöl genommen, für die zweite ein fertig gemischtes Öl aus Orange und Limette – davon habe ich nur 10 Tropfen genommen, das muss man einfach ausprobieren. Alles kräftig schütteln und vorsichtig in die Sprühflasche gießen.

Hier findet man die Originalanleitung von „Apartment Therapy", hier noch eine Variante von "A Beautiful Mess" und eine von „Duft(t)traum” (wo in den Kommentaren erklärt wird, wieso es sinnvoll ist, Wodka zu verwenden).

Kommt gut in die Woche!

EIN PAAR DINGE, DIE ICH GERADE GERNE ANZIEHE
(UND EIN HERBSTWUNSCHZETTEL)


Vor ein paar Tagen habe ich einen interessanten Satz gelesen. Marlene hat mit Leanne Shapton über ihr Buch „Frauen und Kleider” gesprochen, und auf die Frage, wonach sie heute entschieden hat, was sie anzieht, antwortet Shapton: „Man schreibt eine Kurzgeschichte mit seinen Kleidern, um sich auf das Bevorstehende einzustimmen.” Erst habe ich mich gefragt, wonach ich morgens eigentlich entscheide, was ich anziehe (ich richte mich auch oft nach bestimmten Anlässen, aber auch nach meiner Stimmung oder nach der Stimmung, die ich gerne hätte, nach Bequemlichkeit, nach dem Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Mut, nach einem Bild von der Frau, die ich gerne wäre). Dann habe ich darüber nachgedacht, welche Kurzgeschichten wohl meine Kleider erzählen. Und wie sich diese Geschichten in den letzten Jahren verändert haben mit den Dingen, die ich noch und nicht mehr trage. Die blauen Dr. Martens, die ich mir zusammen mit meinem Bruder gekauft habe, auch (aber nicht vor allem) um meine Eltern zu ärgern. Die Wildlederjacke mit Teddykragen, auf die ich so lange sparen musste und die ich dann zum ersten Mal bei der Party nach der Verkündung der Abi-Ergebnisse anzog. Die Jeansjacke, mit der ich von zu Hause ausgezogen bin. Oder die roten Heels, die ich mir gekauft habe, nachdem ich meinen ersten festen Job bekommen hatte. Wenn ich in zehn Jahren zurückschaue, werden mir wahrscheinlich auch die Geschichten zu den Dingen einfallen, die ich gerade gerne trage. Hier sind jedenfalls ein paar Lieblinge, viel Altes und auch ein wenig Neues:




Meine Tasche. Ich habe lange überlegt, als ich mir vorletztes Jahr diese Tasche gekauft habe, normalerweise setze ich immer auf Schwarz – wie gut, dass ich mich am Ende für Karamell (oder ist das Cognac? Egal!) entschieden habe, denn seitdem trage ich sie fast jeden Tag. Diese Liebe sieht man ihr mittlerweile auch an. Sie hat ein paar Flecken und Kratzer und ist nachgedunkelt, Fanny schmeißt auf unseren Spaziergängen immer alles hinein, was sie gerade so findet, Blätter, Kastanien und Stöcke, die aussehen wie ein F, aber so mag ich sie eigentlich nur noch mehr. Von Closed.


Noch so ein treuer Begleiter ist meine Cabanjacke. Ich mag ihre kleinen Details, die man auf den ersten Blick gar nicht sieht: das taubenblaue Innenfutter und die beige Unterseite des Kragens. Außerdem ist sie unglaublich weich. Von Filippa K.


Sobald es kälter wird, sehne ich mich nach Dingen, in denen ich versinken kann. In diesem Schal  versinkt man sehr gut. Und ich mag dieses Weinrot. Von & Other Stories


Fanny nennt ihre neuen, gefütterten Herbstschuhe „Pelzer”, dieser Pullover ist mein „Woller”. Von Arancrafts.


Diese Boots sind noch ziemlich neu. Normalerweise überlege ich bei Schuhen immer umständlich hin und wieder her, dieses Paar habe ich gesehen, sofort anprobiert und mitgenommen. Und es bislang kein bisschen bereut. Von & Other Stories.

Gerne begleiten dürfte mich jetzt noch...



1. ... dieser graue Mantel von Zara (diesen hier finde ich auch toll, allerdings gibt es ihn gerade nicht mehr in meiner Größe). 2. ... dieser Ringelpullover von Mango. 3. ... dieser Rucksack von James Castle. 4. ... diese Strickjacke aus der Kollektion von Lemaire für Uniqlo. 5. ... und dieser Pullover von Edited.

Was sind denn eure treuesten Begleiter? Oder Wünsche für den Herbst?

DER SEPTEMBER 2015 (UND WAS IHN GUT GEMACHT HAT)


Ich könnte jede Menge Dinge aufzählen, die diesen September schön gemacht haben: das Herbstlicht. Den ersten Tag im dicken Pullover und die ersten Abende mit Decke auf dem Sofa. Die plötzliche Lust, wieder richtig zu kochen und zu backen. Pflaumenkuchen zum Beispiel. Die Nachmittage mit Fanny und ihrer Edelsteinsammlung – in einem Laden am Kollwitzplatz haben wir eine Schatzkiste mit Steinen gekauft, die wir nun immer wieder ein- und auspacken und ins Licht halten. Und ihre Freude über den Einhorn-Glitzer-Pullover, den sie sich ausgesucht hat. Die Spaziergänge, die wir gemacht haben (ich habe oft versucht, zu einem Läufer zu werden, irgendwie hat es nie funktioniert, vielleicht bin ich einfach ein Rumgeher). Meine neue Kette. Dann war da allerdings auch ein Riesenklumpen Melancholie, eine Unruhe, die ich mir nicht erklären kann, weil eigentlich alles gut und in Ordnung ist, auch ganz uneigentlich, und doch. Müde, gereizt, verseufzt, zu oft. Aber irgendwie sind diese Bergauf-Tage dann auch wieder für vieles gut, oder? Dafür, wieder mal genauer hinzusehen. Auch fürs Dankbarsein. Dafür, sich zu fragen, ob die Dinge eigentlich wirklich da sind, wo ich sie manchmal hinfühle. Und fürs Sortieren.

Was sonst noch gut war:
* Das Konzert von Chilly Gonzales. Mein allererstes Chilly-Gonzales-Konzert. Hin und weg und irre beeindruckt hinterher die halbe Nacht Videos angeschaut und Interviews gelesen. Dieses hier zum Beispiel. Und diese Serie, in der er Popsongs erklärt.
* Ein Satz, den ich bei Stepanini gefunden habe: „Sometimes you have to play a long time to be able to play like yourself.” 
* Das unglaublich schöne Kochbuch „A Modern Way to Eat” von Anna Jones (am 12. Oktober erscheint es auch auf Deutsch). Ihr zweites steht schon auf meinem Wunschzettel. 
* Gleich neben „The 52 Lists Project: A Year of Weekly Journaling Inspiration”. Jede Woche würde ich es wahrscheinlich nicht schaffen, eine Liste zu schreiben, aber der Gedanke ist schön. 
* Und wenn wir schon bei Listen sind: Diese Ban.do-Liste ist toll. 
* Und diese Kissenkunst.
* Eine Geschichte, die mich sehr berührt hat: „A Tale of Life After Death”. 
* Und noch eine Geschichte, die mich sehr berührt hat: „What´s in my bag? What refugees bring when they run for their lives.”

Wie ging´s denn euch mit dem September? 
Kommt gut in den Oktober.

« »

Slomo All rights reserved © Blog Milk Powered by Blogger